Jimdo, Wix und Co. machen es vor und mit Gutenberg, PageBuildern et al. entwickeln sich auch Content-Management-Systeme wie WordPress weg von HTML-Coding hin zu mausgesteuertem Design. Für Otto-Normalnutzer eine feine Sache, für uns „echte“ Webdesigner eine echte Konkurrenz… oder?
Warum man mit Homepage-Baukästen kein Webdesign betreiben kann
Klickt Otto-Normalnutzer seine Webseite zusammen, ist das noch lange kein Webdesign und ich habe mehr als eine Seite von Jimdo, Wix et al. nach WordPress “konvertiert”. Und bis heute hat sich jeder Umzug von diesen Anbietern auf ein vollwertiges Content-Management-System gelohnt, da diese Systeme doch arg limitiert gegenüber WordPress, Joomla & Co. sind und man nur die Funktionen und Design-Templates nutzen kann, die vom Anbieter angeboten werden. Will man seine Seite um Funktionen erweitern, hat man unter Umständen Pech gehabt, da der Anbieter diese Funktionen nicht anbietet. Auch hat man nur einen Zugriff auf Templates oder Themes (also der Teil des Codes der Webseite, welcher sich um das Look & Feel kümmert), die vom Anbieter angeboten werden, was zur Folge haben kann, dass die eigene Webseite wie drölfzigtausend andere aussieht.
WordPress mit seinen zigtausend Themes haben dieses Problem teilweise auch, entweder weil der Ersteller der Seite ein Standard-Theme wie Twenty Nineteen nutzt (wie z.B. diese Seite derzeit), ein Multi-Purpose-Theme wie z.B. das von mir oftmals eingesetzte Avada kauft, installiert und dann einfach nur die Demoseiten nutzt und geringfügig anpasst oder sich sonst auch keine großen Gedanken über seine Webseite macht.
Was ist dann Webdesign?
Echtes Webdesign bedeutet mehr als nur ein Theme installieren, evtl. noch einige Anpassungen vornehmen und dann die Inhalte einpflegen. Tatsächlich beginnt die Gestaltung einer Webseite oftmals noch ganz ohne Computer klassisch mit Papier & Bleistift, mit so genannten Scribbles. Dazu kommt eine Analyse, welche Funktionen gebraucht werden, ob Plugins für diese existieren, diese zugekauft werden müssen, erste Entscheidungen bzgl. Typografie, Farbgebung usw.
Aus diesen Scribbles entstehen dann die ersten Entwürfe, oftmals nur als Design-Prototypen, die zwar auf den ersten Blick schon wie eine echte Webseite aussehen, aber nur rudimentäre Funktionen wie z.B. Links, Buttons etc. zur Verfügung stellen, anfängliche Designs beinhalten und dem Kunden einen ersten Eindruck seiner neuen Webseite geben sollen. Aber am Ende ist dieser Design-Prototyp noch weit entfernt von einer Webseite, insbesondere wenn zusätzliche Funktionen wie z.B. ein Kontaktformular, ein Shop oder ähnliches Teil der Webseite sein soll.
Vom Prototyp zur Webseite
Nachdem der Prototyp vom Auftraggeber/von der Auftraggeberin abgenommen wurde, wird die eigentliche Seite erstellt. Ob dabei eine statische Seite per HTML & CSS entwickelt wird oder mittels eines CMS wie WordPress, Joomla, Drupal oder typo3 ist dabei erstmal irrelevant. Wichtig ist, dass am Ende sauberer Code entsteht. Dies kann man z.B mittels Tools wie dem W3C-Validator überprüfen. Auch sollte dieser Code, sowie sonstige Inhalte wie Bilder, Videos usw. optimiert werden, so dass die Webseite beim Aufruf so schnell wie möglich den NutzerInnen angezeigt wird. Solche Optimierungen sind, wenn überhaupt, nur schwierig möglich, wenn man einen Anbieter von Homepage-Baukästen wie wix.com, jimdo usw. nutzt.
Zusätzlich zu diesen technischen Optimierungen sind WebdesignerInnen bzw. Agenturen auch dazu verpflichtet, dass die ausgelieferte Webseite nach bestem Wissen und Gewissen geltendem Recht entspricht, seien es Anforderungen bzgl. Urheberrecht, Datenschutz oder sonstigen Regelungen. Das bedeutet natürlich, dass ein/e WebdesignerIn sich regelmäßig nicht nur technisch, sondern auch rechtlich fortbilden muss, etwas, was man eigentlich von Laien nicht erwarten kann. Allerdings wird es erwartet, sobald eine Seite online steht.
Und was ist mit WordPress, Joomla & Co?
Mittels moderner Content-Management-Systeme wie WordPress lässt sich natürlich auch recht einfach Dank Gutenberg & Co. zusammenklicken. Aber, und da liegt der Unterschied zu Jimdo, Wix & Co., das ist nur der kleinste Teil, wenn man eine Webseite mittels eines ausgewachsenen CMS gestaltet. Während man bei o.g. Baukästen auf das angewiesen ist, was die Anbieter einem offerieren (und was oftmals für’s Erste auch reicht), lädt man im schlechtesten Fall auch alles mit, was die Anbieter einem offerieren… und das, obwohl man es gar nicht braucht.
In der Standard-Einstellung ist das bei dem am Häufigsten verkauften WordPress-Theme Avada auch so, allerdings lässt sich jedes einzelne Element manuell aktivieren oder deaktivieren.
Im oberen Bild findet sich eine Übersicht aller Elemente, die mit Avada bzw. dem Avada-eigenen Fusion Builder mitinstalliert (und auch mitgeladen) werden. Wie man sieht, lässt sich jedes einzelne entweder aktivieren, oder, wenn man es nicht braucht, deaktivieren. Somit lässt sich alleine dadurch schon die PageSpeed optimieren.
Zusätzlich dazu bietet Avada unzählige Möglichkeiten, seine Seite bzgl. Typographie, Farben usw. anzupassen, so dass am Ende die Seite genau so aussieht, wie man es vorher im Scribble und später dann im Prototyp dem Kunden vorgelegt hat. Und zwar pixelgenau.
Beispiele für Kundenanfragen
Des Weiteren besteht natürlich immer die Möglichkeit, einzelne Dateien so anzupassen, dass man weitere Features für die Seite nutzen kann. So rief mich die Tage z.B. ein Kunde an und fragte, ob es möglich sei, was in den Kopfbereich zu coden, was so vom Theme nicht vorgesehen war. Während ich bei Baukästen nun entweder das komplette Template austauschen (so denn überhaupt diese Anforderung mittels Baukasten realisierbar ist) oder mit der Hoffnung für eine Custom-Lösung mich an deren Support wenden müsste, habe ich für diese Änderung einfach nur eine Datei editiert und der Kunde war zufrieden. Will er in Zukunft weitere Änderungen diesbezüglich, kann ich mittels HTML, JS & PHP diese recht einfach durchführen.
Oder nehmen wir einen anderen Kunden von mir, der aus seiner Webseite einen Shop machen will, ohne, dass er großen Aufwand damit hat. Da die Seite vorher schon auf WordPress lief, installierte ich ihm WooCommerce + ein weiteres Plugin und er hat einen rechtssicheren Shop auf seiner Webseite laufen.
Eigene Projekte
Für meine eigenen Projekte nutze ich zumeist auch WordPress. So erstelle ich derzeit z.B. eine Affiliate-Seite mittels WordPress, WooCommerce & WooZone (an die Profis: Natürlich hätte ich das auch mit Affiliatetheme.io o.ä. realisieren können, aber ich habe mit WooZone recht gute Erfahrungen bei Kundenprojekten gemacht), die mich recht einfach Produkte von Amazon auf die Seite importieren lässt. Etwas, was ich nur schwerlich mit einem Homepage-Baukasten realisieren kann, insbesondere was tägliche Preisupdates usw. betrifft.
Fazit
Sollten Sie eine professionelle Webseite benötigen, geben Sie die Erstellung selbiger in professionelle Hände. Sie haben Ihren Fuhrpark ja auch nicht selbst gebaut. Klar, es ist verlockend und auf den ersten Blick erstmal recht einfach, eine Webseite zu erstellen, “man sieht ja was man macht und irgendwie funktioniert es auch”, aber wir Profis wissen auch, wie es besser aussehen würde und optimal funktioniert. Und wenn mal was nicht funktioniert, im schlimmsten Fall Ihre Webseite sogar komplett abschmiert, wissen wir, wie es zu reparieren ist. Und analog zu Henry Ford, der gesagt hat:
Fast jeder kann sich eine Idee ausdenken. Was wirklich zählt, ist die Entwicklung zu einem praktischens Produkt
Henry Ford
kann man getrost sagen
Fast jeder kann eine Webseite zusammenflicken. Was wirklich zählt, ist die Entwicklung zu einem ganzheitlichen Webauftritt.
Joachim Wendt
[…] ist ein Doppelpost vom Artikel, der auf Cyberdog Designs erschien. Meiner Meinung nach wäre es zu schade, diesen nicht auch hier zu […]